Radtour Luxemburg-Colmar, Sommer 2018

Essen wie Gott in Frankreich

1.Tag: Luxemburg (13km)

Ich habe einen Bericht über Luxemburg im Fernsehen gesehen, und es gefiel mir so gut, dass ich beschließe: Da will ich hin! Und mein Radelpartner will an die Elsässer Weinstraße. Also, ist doch alles kein Problem, das wird sich doch irgendwie kombinieren lassen!? Lässt sich, wenn auch nicht ganz so einfach, aber wo ein Wille ist, da ist auch (im wahren Sinne des Wortes) ein Weg. Und der soll, wenn möglich, nicht gar zu steil sein! Bei der Vorbereitung dieser Reise mussten wir einiges tüfteln, denn einfach nur einen Bikelineführer kaufen und losrasen, das ging diesmal nicht. Umso wertvoller vielleicht diesmal die Tipps für euch, falls ihr diese tolle Tour auch einmal fahren wollt!

Höhenunterschiede müssen bewältigt werden in Luxemburg

Wider aller Bedenken reisen wir mit der Bahn an. Im Voraus wurden schon mehrere Gimmicks angekündigt, die jedoch alle wesentlich leichter als von uns befürchtet gelöst wurden. Eine Bahnstrecke wird nicht bedient? Unsere Lösung: Radeln wir die dazwischen liegenden Kilometer doch einfach mit dem Rad! Tatsächliche Lösung der Bahn: der dezente Hinweis, an einer anderen Station auszusteigen und von dort aus den entsprechend bereitgestellten Zug zu nehmen. Mir scheint, die Bahn hat entdeckt, dass die Kunden irgendwie doch wichtig sind. Unglaubliche Entwicklungen!!Und so kommen wir mit unserem Supersparticket (SaarLorLux, 36€ für zwei Personen, gültig im Nahverkehr und nur am Wochenende) pünktlich in Luxemburg an.

im Burggarten in Luxemburg

Ins Hotel eingecheckt, Taschen abgelegt, dem kostenlosen Kaffee und den Croissants zugesprochen, und schon erradelten wir die schöne Stadt Luxemburg. Der Großteil der Altstadt ist eine Burg, trotzdem irrten wir darin mit unseren Rädern rum. Auch mal was neues, mit dem Rad eine Burg zu erkunden! Inklusive Rad die Wendeltreppe rauftragen und so 😉 Um die Höhenunterschiede zu überwinden gibt es in Luxemburg zwischen der Altstadt und der Neustadt kostenlose Aufzüge, in die sogar mehrere Räder gleichzeitig passen. Super geplant!

2.Tag: Luxemburg- Metz (118 km)

Nach diesem tollen Anfang geht heute die eigentliche Tour los. Wir befürchteten schon, dass der Weg von Luxemburg raus nicht leicht zu finden ist. Und tatsächlich irren wir ziemlich durch die Stadt, weil nur die Orte der näheren Umgebung ausgeschildert sind, nicht aber die Fernradwege. Eigentlich sollte es nämlich einen SaarLorLux-Radweg geben, den wir aber erstmal lange Zeit nicht finden. Also, man muss nach Westen raus, in Richtung Itzig, dort gibt es ein kleines Flüsschen Alzette, und dort findet man den Radweg. Aber schon einen Ort weiter ist wieder die Orientierung erschwert, weil man den Radweg nicht findet. Hier könnte mal bitte jemand Schilder ergänzen!! Teilweise wird man von einem Ort in einen anderen geleitet, um dann wieder zum Ort zurück geleitet zu werden (Syren). Irgendwann waren wir dann in Schengen, keine Ahnung, ob wir da überhaupt hingemusst hätten. Und eigentlich waren wir da schon die 65 km geradelt, die das heutige Tagespensum sein sollte (plus die 7km zum Hotel, das hinter Metz, unseren nächsten Ziel, lag). Ab hier verläuft die Beschreibung aber super, riesengroße Schilder, man kann den Weg kaum verfehlen! Jetzt sind wir ja auch am Moselradweg! Die Wege sind hier sehr gut ausgebaut, der Wind weht von hinten, alles super. So sind die 110 km bis Metz zum Glück gar nicht sooo wild! Zwischendurch werden wir im schönen Thionville zu einem Stopp genötigt, denn das Städtchen verdient unbedingt einen kleinen Stopp, und sei es nur für einen Kaffee!

Bei Ankunft in Metz stellen wir gleich fest, dass es die Stadt wert ist, sie länger zu betrachten. Und so ziehen wir uns nach einem ersten kurzen Stadtrundgang und Abendessen in unser Hotel zurück, um am nächsten Morgen nochmals nach Metz zurück zu radeln und die Stadt gebührend wertzuschätzen.

3.Tag: Metz – Nancy (93 km)

Centre Pompidou-Metz

Heute haben wir ja (eigentlich) nicht so viele Kilometer vor uns, können also ganz entspannt nochmal zurück nach Metz, um die Stadt besser kennen zu lernen. Genauer schauen wir uns natürlich die großartige Kathedrale an mit ihrer „spirituellen Kirchenführung“.

Auch beim Durchradeln der Stadt (ja, überall darf man Radfahren) entdecken wir weitere Plätze, die wir gestern Abend noch nicht kennen gelernt haben. Das Entdecken der Stadt wird einem freundlicherweise sehr leicht gemacht, weil sich auf der Straße eine aufgezeichnete grüne Linie befindet. Der folgen wir, und sie führt uns durch die ganze Stadt, vorbei an vielen beeindruckenden Orten. Tolle Idee!

Picknick am Bilderbuchsee

Zurück ins Hotel, kurze Sachen anziehen, und los geht’s Richtung Nancy. Bald schon entdecken wir einen Bilderbuchsee und machen erst mal Mittagspause. Danach radeln wir durchs herrliche Moseltal und erreichen bis dahin noch problemlos Pont-à-Mousson. Mit einem Kaffee stärken wir uns für das, was noch kommen wird. Aber es kam mehr, fünf Kaffee wären nicht genug gewesen. An einer Brücke fehlt die Beschilderung, es gibt 3 Möglichkeiten. Und ja, klar, die dritte ist es (nach links!!Die Straße nach links nehmen und gleich darauf ist rechts wieder ein Radweg beschildert). Bis dahin haben wir aber einige Kilometer mehr auf dem Sattel. Nun rollen wir wieder auf schön ausgebauter Strecke dahin, umgeben von mehreren Seen. Bis uns 10km vor Nancy entgegenkommende Radler warnen: ‚Route barree‘, also Straße gesperrt. Wir finden keine sinnvolle Möglichkeit und strampeln so auf dem Seitenstreifen die Nationalstraße entlang. Doch auch dieses Problem wird, wenn auch unschön, so doch immerhin gelöst und wir erreichen nach nun aufsummierten 93 km Nancy. Dort haben wir in der Nähe des Place Stanislas eine Wohnung gemietet, sodass die Räder jetzt erst mal Ruhe vor uns haben.

Place Stanislas

4.Tag: Nancy- Cirey-sur-Vezouze (78 km)

Heute haben wir einen etwas schwierigen Tag vor uns: Wir wollen nach Osten, denn wir wollen ja irgendwie an die Elsässer Weinstraße kommen. In Cirey-sur-Vezouze haben wir ein schönes Plätzchen gebucht, und hierher müssen wir kommen. Dank der technischen Möglichkeiten suchen wir uns mithilfe sämtlicher Geräte einen Weg: Zuerst geht es Richtung Lunéville, eigentlich gibt es da einen Fluss, Meurthe, aber leider keinen parallel führenden Radweg. Ein Boot müsste man haben! Das sieht sehr gemütlich aus! Also, auf einen Radweg können wir nicht hoffen. In Dombasle wählen wir deshalb eine wenig befahrene Straße, die D2, und hier kann man recht entspannt entlangfahren. Schließlich kommen wir so auch durch „Sommerviller“, da muss Sommertours doch hin! (nicht, dass es da was spannendes gäbe, aber der Name ist doch super!!) Und bald schon, in Einviller, entdecken wir, dass es an dem Kanal, den wir ja schon lange sehen, auch einen Radweg gibt. Keine Ahnung, wo der Radweg  begann, aber wir biegen darauf ab und können nun mit nur wenigen Abstechern am Marne-Rhein-Kanal entlang fahren.

An eine Sache haben wir leider nicht gedacht: Wir befinden uns hier im Niemandsland, und wir haben seit 50 km keinen Supermarkt mehr gesehen. An einer Tankstelle halten wir an, denn meist verkaufen die auch Getränke. Sofort spricht uns die Pächterin an, ob wir etwas suchen. Ich: „Oui, des boissons“, denn leider hatte ich keine entdeckt. Und sie bestätigte, dass sie keine Getränke verkaufen, aber sie könne uns unsere Wasserflaschen auffüllen. Noch nie hat mir kaltes Leitungswasser so gut geschmeckt! Und auch hier: nette, hilfsbereite Menschen in Frankreich!! Von hier aus bahnen wir uns unseren weiteren Weg von Dorf zu Dorf, bis wir am Abend Cirey-sur-Vezouze erreichen. Und was entdecken? Einen Supermarkt! In dem Ort gibt es nur ein Restaurant, das natürlich gerade Betriebsferien hatte, aber einen Supermarkt, der bis abends geöffnet ist. Welch eine Freude!!

5.Tag: Cirey-sur-Vezouze – Romanswiller (75km)

Und wieder müssen wir uns einen Weg bahnen, um hier aus dem ländlichen Teil zur Weinstraße zu kommen. Unser Vermieter ist ganz entsetzt, als er hört, wo wir hinwollen. Wie wir da denn hinkämen? Über den Donon? Ich höre nur „über“ und weiß: So fahren wir auf keinen Fall. Aber wie wir fahren? Zum Glück hatte ich mir zuhause schon einen Weg ausgedruckt, und wir mussten nur den ersten Teil bis zum Kanal „über“ ein paar Hügel fahren. Wäre nicht so schlimm, wenn der Wind nicht so brutal wehen würde an diesem Tag. Total böig, er wirft uns von rechts nach links, und dann noch die ewigen Berge! Kurz vor Sarrebourg ist das endlich überstanden und wir treffen auf ausgeschilderte Radwege. Ab hier können wir dem Europaradweg 5 folgen. Das tun wir leider auch, ohne an unsere Wasser-Erfahrungen von gestern zu denken.

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Picknickplätzchen am Kanal

Wir radeln also wunderschön am Kanal entlang, um dann irgendwann festzustellen, dass wir vielleicht doch rechtzeitig an ein Mittagessen hätten denken sollen. Also schnell im Smartphone gecheckt: Tatsächlich, auf der kommenden Strecke gibt es weit und breit keinen Supermarkt mehr. In Sarrebourg, wo wir eben knapp vorbei gefahren sind, gibt es mehrere. Also parken wir unser Gepäck an einer Sitzgruppe am Kanal, ich zücke mein Buch, bewache lesend unsere Sachen und mein Radelpartner fährt zurück und kauft ein.

 

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Lutzelbourg

Immer am Kanal entlang führt uns die tolle Strecke weiter. Vor Arzwiller windet sich der Radweg durch ein enges Tal entlang eines aufgegebenen Kanals mit aufgegebenen Schleusenwärterhäuschen. Darüber wölben sich Felsen. Sehr schön! An den einzelnen Häuschen stehen Informationstafeln zur Geschichte des Kanals, wäre bestimmt nett, sich hiermit intensiver zu beschäftigen! Doch wir radeln weiter ins nette Lutzelbourg. Die namensgebende Burg thront über der Stadt, unten sammeln sich die gemieteten Hausboote auf dem Kanal. Sehr malerisch, und sehr lecker die Eclairs in der Bäckerei!

Am Kanal radeln wir bis Zabern, immer ängstlich den Blick auf den Berg zur Rechten gerichtet. Denn da müssen wir eigentlich hin. Da wird es doch hoffentlich einen Weg um den Berg drum herum geben!? Naja, fast. In Zabern ist der Radweg nach Romanswiller wieder super ausgeschildert. In Romanswiller haben wir eine tolle Unterkunft gebucht. Der Besitzer ist Koch, wir kriegen noch ein lecker Abendessen (siehe Titelbild des Beitrags 😉 und können uns mit allem Wichtigen im Supermarkt im Nachbarort eindecken.

6.Tag: Romanswiller-Barr (52km)

Heute geht es an die elsässische Weinstraße. Trotz einiger Umwege, den wir wollen die hübschen Dörfer ja auch anschauen und nicht nur durchradeln, fahren wir tatsächlich mal nur 52 km. In Marlenheim decken wir uns mit Kartenmaterial ein. Hier gibt es alles, Radwegkarten, touristische Karten. Jetzt sind wir nicht mehr auf unsere Smartphones angewiesen! Zum einen ist der Weg immer gut ausgeschildert, zum anderen helfen die Karten wirklich weiter.

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Wir sind im Elsass! Erkennt man woran? 😉

Einer der touristischen Orte ist Obernai. Eigentlich wäre es ja schon schön, aber es ist sehr überlaufen und an jeder Ecke gibt es Touristenkitsch. Also nix wie weiter ins stille und absolut adrette Barr, wo wir in dieser Gasse eine Wohnung gemietet haben:

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eine der Straßen im herrlichen Barr

7.Tag: Barr – Colmar (75km)

Auch den nächsten Tag widmen wir uns der Elsässer Weinstraße. Und wieder reiht sich ein schönes Dorf an das nächste. Leider wissen wir nicht ganz genau, welche Dörfer einen kleinen Umweg wert sind, und so radeln wir teilweise in Straßendörfer, die so gar nichts her geben und verbrauchen so unnötige Energie. Zudem ist es mittlerweile sehr heiß (Sommer 2018!), sodass ich bald keine Lust mehr habe, mich noch weiter von der vorgeschlagenen Route zu entfernen und irgendwann nur noch ankommen will ;-( Deshalb seien ein paar Orte, die uns gut gefallen haben (bzw. bei denen ich im Nachgang feststelle, dass sie sehenswert sind ;-), angemerkt: Itterswiller, Dambach-la-ville, Ribeauville und auch Bergheim. Weiter südlich auch Riquewihr, Kaysersberg (ja, ja), Ammerschwihr, und natürlich Colmar, unser heutiges Ziel.

Am Abend erreichen wir Colmar. Aber auch hier strömen die Touristenmassen, was uns schon leicht überfordert. Trotzdem gefällt Colmar, klar!

 

8.Tag: Rückweg Colmar – Breisach (25km)

Tja, heute geht es schon wieder zurück. Da die Zugverbindungen von Frankreich aus schwierig sind, radeln wir morgens noch etwa 25 km nach Breisach. Wieder finden wir verschiedene Kanäle, an denen wir entlang radeln können und kommen so recht entspannt in Breisach an.

 

Fazit: Es war wieder eine tolle Tour. Der erste Tag gestaltete sich schwierig und lang, das hätte man vielleicht auf zwei Tage splitten sollen. Erstaunlich war die Freundlichkeit der Franzosen, alle Radler begrüßten sich mit „Bonjour“, auch in den Orten und den Unterkünften habe ich niemand erlebt, der auch nur annähernd nicht freundlich gewesen ist. Meine Liebe zu Frankreich ist zurück gekehrt!

 

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